Interview Peter Gremminger

 

ehemaliger Geschäftsführer der August Reuchlen GmbH im September 2022

„Ich bin gerne Teil des Teams“

Seit über 60 Jahren ist Peter Gremminger im familiengeführten Unternehmen aktiv. Begonnen hat seine Karriere bei August Reuchlen in Tuttlingen als Techniker, bis er 1978 die Geschäftsführung der inzwischen GmbH übernahm.
Im Februar 2022 feierte Peter Gremminger, inzwischen als Consultant tätig und weiterhin Ansprechpartner für die Mitarbeiter, seinen 80sten Geburtstag. Wenn jemand so lange in einem Unternehmen tätig ist, brennen ein paar Fragen auf den Nägeln und diese haben wir ihm in einem kurzen Interview gestellt.

Für welche chirurgischen Instrumente oder Produktion können Sie sich besonders begeistern?
Die Robotic surgery hat mich schon immer begeistert. Kleine Bewegungen einer Maschine, die eine große Auswirkung auf das Instrument haben. Diese Technik war eine Neuheit, durch die ich durch das Fernsehen und Messen aufmerksam wurde. In Zusammenarbeit mit einem weiteren Unternehmen, entwickelten wir so das TKA System, die robotergestützte Knie Endoprothetik.

Was war der bisher schlimmste Job Ihrer Berufslaufbahn?
Das kann ich so nicht beantworten. Der schönste Job, den ich bisher gerne ausgeführt habe und der mich bis heute fasziniert, war das Bedienen der Maschinen in meiner 3-jährigen Lehre zum Werkzeugmacher im Dentalunternehmen Adolf Schweikardt in Tuttlingen. Mein damaliger Lehrbetrieb wurde zwischenzeitlich von der Firma Helmut Zepf aus Seitingen aufgekauft.

Wie kamen Sie zur Firma August Reuchlen?
Nach meinem Abschluss an der Technikerschule bewarb ich mich initiativ bei der Firma August Reuchlen in Tuttlingen, damals noch ein Einzelunternehmen. Hier habe ich meine Frau Renate, die im Einkauf tätig war, kennengelernt. Sie ist die Tochter des Firmengründers, der dem Unternehmen seinen Namen gab. Nach dem überraschenden Tod meines Schwiegersohns im Juni 2021 leitet heute unsere Tochter, Karin Gremminger-Trommer, unterstützt von ihren Kindern Marina und Frederik Trommer, das Unternehmen allein.

Gab es eine Zeit, in der Sie Angst hatten, an der Aufgabe des Geschäftsführers zu scheitern?
Ein klares Nein. Ich bin von jeher ein optimistischer Charakter. Für mich standen zufriedene Kunden und erfolgreich abgeschlossene Aufträge immer im Fokus. Da blieb keine Zeit, um zu scheitern. Nach vorne schauen, auch wenn es mal nicht so läuft, wie man es sich vorstellt, war immer meine Devise. Gerade die Kardiovaskular Instrumente, die wir in den 1960ern mit V. Müller und Pilling entwickelt haben, sicherte unsere Produktion immer ab. Im Anschluss folgte die Fertigung orthopädischer Implantate und Instrumente für die Neurochirurgie. Nicht zu vergessen ist das Wirbelsäulen-System, welches wir mit Dr. Cloward zusammen entwickelt haben. Zum Erfolg beigetragen haben aber nicht nur eine gute Auftragslage, sondern auch unsere teils langjährigen engagierten Mitarbeiter. Unser Familienbetrieb steht seinen Kunden weltweit als zuverlässiger Produzent zur Seite. Diesen Grundsatz halten wir bis heute hoch. Die Qualität des Instruments entscheidet darüber, ob der Kunde wieder kommt.

Auf welcher Messe waren Sie am liebsten?
Eine spezielle Messe fällt mir nicht ein. Kongresse der Chirurgie und Fachmessen habe ich immer gerne besucht. Auch hier haben mich Veranstaltungen, die mit Innovationen, wie der Robotic surgery, zu tun hatten, besonders interessiert. Zudem habe ich die Gespräche mit Kunden, Interessenten und Geschäftspartnern aus aller Herren Länder Welt genossen. Mein Leitspruch war stets: „Was WIR machen, weiß ich, aber was macht ihr?“

Was war Ihre bisher größte berufliche Herausforderung?
Auch hier muss ich wieder die Robotic surgery ins Gespräch bringen. Es war eine große Herausforderung, sich von Grund auf über die Thematik schlau zu machen. Dank meiner motivierten Mitarbeiter, die ebenso großes Interesse an dieser Technik hatten, wurde die Fertigung der Instrumente so präzise, dass Interessenten auf uns aufmerksam wurden. „Gute Qualität gibt es bei Reuchlen“, hieß es dann im Raum Tuttlingen und darüber hinaus.

Was bringt Sie zum Lachen?
Ich bin ein sehr geselliger Mensch und weiß lustige Anekdoten und Geschichten zu schätzen. Peter Gremminger schmunzelt. Mir würde sicherlich auch spontan das ein oder andere einfallen, aber aus datenschutzrechtlichen Gründen, behalte ich diese Erinnerungen für mich.

Hat Sie Ihr Bauchgefühl schon mal getäuscht?
Mein Bauchgefühl hat mich sehr selten enttäuscht. Sei es bei der Einstellung neuer Mitarbeiter oder beim Portfolio unserer Instrumente. Ich kann sagen, dass ich mich immer richtig entschieden habe. Denn auch aus Fehlentscheidungen lernt man dazu.

Welche besonderen Begegnungen hatten Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Auch wenn ich kein Fan der Monarchie bin, hat mich das Treffen mit dem niederländischen Königspaar doch sehr beeindruckt. In Stuttgart war ich bei einer internationalen Unternehmer-Veranstaltung geladen und hatte die Möglichkeit, das hoheitliche Paar persönlich zu treffen. Die Aufregung wurde gleich besser, als König Willem-Alexander meinte: „Wir trinken nun erstmal ein Bier miteinander.“ Auch bei uns im Unternehmen hatten wir zur Betriebsbesichtigung schon den ein oder anderen Politiker wie Guido Wolf (MdL) oder Landrat Stefan Bär zu Gast. Sie verschafften sich Einblicke in die Entwicklung, Fertigung der chirurgischen Instrumente und kamen mit den Mitarbeitern ins Gespräch. Diese Begegnungen haben mich immer mit Stolz erfüllt.

Wann und wo können Sie wirklich abschalten und zur Ruhe kommen?
Peter Gremminger lacht. Eigentlich gar nicht. Ich bin gerne Teil des Teams und bringe mich ein. Die Leidenschaft an der Arbeit für das Feld der Chirurgie lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Was mir sehr fehlt und altersbedingt nicht mehr möglich ist, sind die Geschäftsreisen nach Amerika, Japan und Europa (fast zur Gänze). Während dieser Reisen habe ich für mich das Wandern entdeckt und die Möglichkeit gefunden, abzuschalten und in mir zu ruhen. In den Bergen habe ich immer wieder Kraft geschöpft, und die Ruhe genossen, um mir wieder einen Überblick zu verschaffen, über alles, was mich auch geschäftlich beschäftigt hat. Wandern war ich in Frankreich, Österreich und der Schweiz, freilich in Deutschland. Dabei habe ich eine weitere Leidenschaft entwickelt, das Fotografieren. Auch hier kommt mein Interesse, etwas Neues zu erschaffen voll zum Tragen, denn das Entwickeln der Bilder hat mich immer begeistert. Die Begeisterung für das Neue und immer am Ball bleiben – das beschreibt mich ganz gut.

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